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Term Definition
Darmflora
Darmflora (intestinales Mikrobiom) bezeichnet die Gesamtheit der im Darm lebenden Mikroorganismen, die eine zentrale Rolle in der Verdauung, Immunregulation und Stoffwechselprozessen spielen. Sie besteht hauptsächlich aus Bakterien, aber auch aus Archaeen, Viren und Pilzen.
Zusammensetzung
  • Hauptgruppen: Firmicutes, Bacteroidetes, Actinobacteria, Proteobacteria
  • Individuell variabel, beeinflusst durch Ernährung, Genetik und Umweltfaktoren
Funktionen
  • Verdauung: Spaltung komplexer Kohlenhydrate, Produktion von kurzkettigen Fettsäuren (SCFA)
  • Immunmodulation: Regulation der mukosalen Immunantwort, Toleranzentwicklung
  • Schutzfunktion: Verdrängung pathogener Keime durch Kolonisationsresistenz
  • Metabolismus: Einfluss auf Glukose- und Fettstoffwechsel, Vitaminproduktion (z. B. K, B12)
Klinische Relevanz
  • Dysbiose (Ungleichgewicht der Darmflora) ist mit Erkrankungen wie CED, Reizdarmsyndrom, Adipositas und metabolischem Syndrom assoziiert.
  • Therapeutische Ansätze: Probiotika, Präbiotika, Fäkaltransplantation
Debris
Debris (lat. „Trümmer“) bezeichnet in der Pathologie nicht mehr intakte Zell- oder Gewebestrukturen, die im Rahmen von Nekrose, Entzündung oder Abstoßungsreaktionen entstehen. Es handelt sich um zelluläre Zerfallsprodukte, bestehend aus den Resten von Zellkernen, Zytoplasma, Zellmembranbestandteilen und extrazellulären Proteinen.
Histologische Merkmale
  • Granuläres bis amorphes Material, eosinophil in der HE-Färbung
  • Oft durchsetzt von neutrophilen Granulozyten, Fibrin oder nekrotischem Gewebe
  • Typisch bei eitrigen Entzündungen, ischämischer Nekrose oder ulzerierten Tumoren
Klinisch-pathologische Relevanz
  • Hinweis auf akuten Gewebeuntergang oder starke Entzündungsreaktion
  • In Abszessen, Ulzera, Nekrosen oder auf der Oberfläche von Karzinomen nachweisbar
  • In der Zytologie auch als „zellulärer Schmutz“ (dirty background) bezeichnet
Diabetes mellitus
Diabetes mellitus ist eine chronische Stoffwechselerkrankung, die durch eine gestörte Glukosehomöostase infolge eines absoluten oder relativen Insulinmangels gekennzeichnet ist. Die Folge sind Hyperglykämie-bedingte Zell- und Gewebeschäden.
Pathogenese
  • Diabetes Typ 1: Autoimmunbedingte Zerstörung der Betazellen des Pankreas (HLA-Assoziation)
  • Diabetes Typ 2: Insulinresistenz mit kompensatorischer Hyperinsulinämie, später Betazell-Erschöpfung
  • AGEs (Advanced Glycation Endproducts): Nicht-enzymatische Glykierung von Proteinen, DNA und Lipiden → Zellschädigung, Entzündung, Gefäßversteifung
Folgeerkrankungen
  • Makroangiopathie: Atherosklerose mit erhöhtem Risiko für Myokardinfarkt und Schlaganfall
  • Mikroangiopathie: Diabetische Nephropathie, Retinopathie, Neuropathie
  • Diabetisches Fußsyndrom: Chronische Wundheilungsstörungen, Infektionen, Gangrän
Pathologische Veränderungen
  • Pankreas: Insulinitis (Typ 1), Amyloidablagerungen in den Langerhans-Inseln (Typ 2)
  • Gefäße: Hyaline Arteriolosklerose, endotheliale Dysfunktion
  • Organschäden: Glomerulosklerose, Retina-Mikroaneurysmen, periphere Nervenfaserdegeneration
Klinische Relevanz
  • Diabetes ist ein multisystemisches Krankheitsbild mit hohem Morbiditäts- und Mortalitätsrisiko
  • Früherkennung und metabolische Kontrolle sind entscheidend zur Vermeidung irreversibler Schäden
  • AGEs spielen eine zentrale Rolle in der Langzeitschädigung diabetischer Patienten
Diarrhö

Diarrhö bezeichnet eine pathologisch gesteigerte Stuhlfrequenz (mehr als 3 Stuhlgänge pro Tag) mit vermehrtem Wassergehalt (>75 %) und erhöhter Stuhlmenge (>200–250 g/Tag). Sie ist ein Leitsymptom zahlreicher gastrointestinaler Erkrankungen und kann akut oder chronisch verlaufen.

Pathophysiologische Typen
  • Osmotische Diarrhö: Unverdauliche oder osmotisch aktive Substanzen ziehen Wasser in das Darmlumen (z. B. Laktoseintoleranz, Abführmittel).
  • Sekretorische Diarrhö: Erhöhte Sekretion von Elektrolyten und Wasser (z. B. bakterielle Toxine wie bei Vibrio cholerae oder C. difficile).
  • Exsudative Diarrhö: Entzündliche Mukosaschäden führen zu Schleim-, Blut- und Proteinverlusten (z. B. bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen, infektiöser Kolitis).
  • Motilitätsbedingte Diarrhö: Beschleunigte Darmpassage reduziert die Resorptionszeit (z. B. Reizdarm, Hyperthyreose).
Pathologische Relevanz
  • Diarrhö ist ein häufiges Symptom bei infektiösen Kolitiden, Malabsorptionssyndromen, entzündlichen Darmerkrankungen sowie bei funktionellen Störungen.
  • Chronische Diarrhö kann zu Malnutrition, Dehydratation und Elektrolytstörungen führen.
Histologie (bei chronischer Diarrhö)
Diagnostik
  • Stuhlanalyse (Mikrobiologie, Toxine, Entzündungsmarker, Fettgehalt).
  • Endoskopie mit gezielter Biopsie zur histologischen Abklärung bei chronischer oder unklarer Diarrhö.
Therapeutische Relevanz
  • Zielgerichtete Therapie je nach Ätiologie: antimikrobiell, antiinflammatorisch, diätetisch oder symptomatisch.
  • Wichtig: Volumen- und Elektrolytausgleich, besonders bei akuter schwerer Diarrhö.
Differenzierung
In der Pathologie bezeichnet Differenzierung den Grad, in dem Zellen strukturelle und funktionelle Merkmale ihres Ursprungsgewebes aufweisen. Sie kann sich sowohl auf normale Gewebe als auch auf neoplastische Prozesse beziehen.
Physiologische Differenzierung
  • Zellen entwickeln spezialisierte Eigenschaften entsprechend ihrer Funktion (z. B. glattmuskuläre, epitheliale oder neuronale Differenzierung)
  • Wichtig für Geweberegeneration und -homöostase
Neoplastische Differenzierung
Klinische Relevanz
  • In Tumoren als prognostischer Faktor entscheidend
  • Hilft in der Immunhistochemie, Zelllinien oder Tumorentitäten zu identifizieren
  • Ermöglicht Differenzierung zwischen benignen und malignen Läsionen
Synonyms - differenziert, differenzierte, differenziertes,differenzierten
Digitale rektale Untersuchung
Digital rektale Untersuchung (DRU)

Die digitale rektale Untersuchung (DRU) ist eine manuelle Methode zur Abtastung der Prostata über den Enddarm. Sie dient der Beurteilung von Größe, Konsistenz und Oberfläche der Prostata, um Veränderungen wie Knoten, Verhärtungen oder Asymmetrien zu erkennen. Die DRU ist ein wichtiger Bestandteil der Früherkennung von Erkrankungen wie benigner Prostatahyperplasie (BPH) oder Prostatakarzinom, wird jedoch oft durch weitere diagnostische Verfahren ergänzt.

Synonyms - DRU
disseminiert
Disseminiert (von lat. *disseminare* = „ausstreuen“) bezeichnet in der Medizin eine weite, verstreute Ausbreitung von pathologischen Prozessen im Gewebe oder Organismus, meist in Abgrenzung zu fokalen oder lokalisierten Veränderungen.
Verwendung in der Medizin
  • Disseminierte Metastasierung: Tumorzellen sind multifokal in mehreren Organen nachweisbar, z. B. bei fortgeschrittenem Mamma- oder Bronchialkarzinom.
  • Disseminierte Infektion: Infektiöse Erreger verbreiten sich über Blut oder Lymphbahnen, z. B. disseminierte Tuberkulose oder disseminierte Candidiasis.
  • Disseminierte intravasale Gerinnung (DIC): Systemische Aktivierung der Gerinnung mit Mikrothromben in vielen Organen.
Abgrenzung
  • Fokal: auf einen umschriebenen Herd begrenzt.
  • Lokalisiert: auf ein bestimmtes Organ oder eine Region beschränkt.
Synonyms - disseminierte,disseminiertes,disseminierter
DNA-Methylierung
DNA-Methylierung ist eine epigenetische Modifikation, bei der Methylgruppen (-CH3) durch DNA-Methyltransferasen (DNMTs) an Cytosinreste in CpG-Dinukleotiden angefügt werden. Sie beeinflusst die Genexpression, ohne die DNA-Sequenz zu verändern, und spielt eine zentrale Rolle in der Genregulation, Zellentwicklung und Krebsentstehung.
Mechanismus
  • Hypermethylierung: Führt zur Stilllegung von Tumorsuppressorgenen (z. B. MLH1, CDKN2A)
  • Hypomethylierung: Kann zur Aktivierung von Onkogenen oder genomischer Instabilität führen
Bedeutung in der Onkologie
  • Hypermethylierung von MLH1Mikrosatelliteninstabilität (MSI) bei kolorektalem Karzinom
  • PTEN- und BRCA1-Methylierung → Tumorprogression
  • Globale Hypomethylierung → Erhöhte Chromosomeninstabilität
  • Methylom-Analysen: Identifikation tumorspezifischer Methylierungsmuster zur Klassifikation und Prognoseabschätzung (z. B. MGMT-Promotormethylierung bei Glioblastomen, CNS-Tumor-Methylom-Subtypisierung)
Klinische Relevanz
  • Diagnostischer Marker für Tumoren (z. B. MGMT-Methylierung bei Glioblastomen)
  • Therapeutische Angriffsfläche für DNMT-Inhibitoren wie Azacitidin (MDS, AML)
  • Wichtiger Biomarker zur personalisierten Therapieplanung
DNA-Mismatch-Reparaturmechanismus

Der DNA-Mismatch-Reparaturmechanismus (MMR) ist ein zelluläres Reparatursystem, das fehlerhaft gepaarte Basen korrigiert, die während der DNA-Replikation entstehen. Es erkennt und entfernt Basenfehlpaarungen sowie Insertionen oder Deletionen in repetitiven Sequenzen und stellt die korrekte DNA-Sequenz wieder her. Ein funktionierendes MMR-System ist essenziell für die genetische Stabilität. Dysfunktionen in diesem Mechanismus führen zu einer Anhäufung von Mutationen, insbesondere in Mikrosatelliten-Sequenzen, was als Mikrosatelliteninstabilität (MSI) bekannt ist. Defekte im MMR-System sind häufig mit hereditären Tumorsyndromen wie dem Lynch-Syndrom sowie verschiedenen sporadischen Krebserkrankungen, insbesondere kolorektalen und endometrialen Karzinomen, assoziiert. Tumoren mit MMR-Defizienz weisen oft eine hohe Mutationslast auf, was sie anfälliger für bestimmte Therapieansätze macht. Der MMR-Status ist daher ein wichtiger Biomarker für die Diagnose, Prognose und Therapieplanung, insbesondere im Kontext der Immuntherapie.

Synonyms - MMR,DNA-Mismatch-Reparatur
DNA-Schädigung
DNA-Schädigung bezeichnet strukturelle Veränderungen der Desoxyribonukleinsäure (DNA), die durch exogene oder endogene Einflüsse entstehen und die genetische Integrität gefährden.
Ursachen
Typen von DNA-Schäden
  • Basenmodifikationen
  • Einzelstrangbrüche (SSB)
  • Doppelstrangbrüche (DSB)
  • Quervernetzungen, Pyrimidindimere, Crosslinks
Pathophysiologische Bedeutung
  • Führt unbehandelt zu Mutationen, Genominstabilität und Karzinogenese
  • Zellen reagieren mit Zellzyklusarrest, Apoptose oder DNA-Reparaturmechanismen
Klinische Relevanz
  • DNA-Schädigung ist Ziel vieler Krebsmedikamente (z. B. Platinverbindungen, Alkylanzien)
  • Defekte in Reparaturmechanismen (z. B. BRCA-Mutationen) erhöhen die Anfälligkeit für Tumoren und sind therapeutisch nutzbar (z. B. durch PARP-Inhibitoren)
Drüsenkörperzysten
Drüsenkörperzyste
Drüsenkörperzysten sind zystisch erweiterte Fundus- oder Korpusdrüsen in der Lamina propria, ausgekleidet von unauffälligem Zylinderepithel. Es handelt sich um reaktive, nicht-neoplastische Veränderungen, die häufig als Nebenbefund in Biopsien aus dem Magen vorkommen.
Histologische Merkmale
  • Rundliche, glatte Zysten mit einschichtigem Zylinderepithel
  • Oft mit Parietal- und Hauptzellen, gelegentlich mit Becherzellen
  • Keine Atypien oder Dysplasie
Pathogenese
  • Häufig im Rahmen von chronischer Gastritis oder Regeneratprozessen
  • Langzeittherapie mit Protonenpumpeninhibitoren (PPI) kann die Bildung begünstigen – durch Stimulation des Drüsenwachstums und Sekretionsstau
  • Gelegentlich auch bei Helicobacter pylori-assoziierten Veränderungen
Diagnostische Relevanz
  • Gutartige, nicht präkanzeröse Läsion
  • Wichtig zur Abgrenzung von zystischen Neoplasien wie Fundusdrüsenpolypen oder zystischen muzinösen Läsionen
drüsig

Drüsen bzw. drüsig beschreibt in der Pathologie eine Gewebestruktur, die aus Zellen besteht, die in Drüsenform angeordnet sind oder sekretorische Eigenschaften besitzen. Drüsige Muster finden sich typischerweise in Organen wie der Brustdrüse, der Prostata oder dem Darm, aber auch in Tumoren, insbesondere Adenokarzinomen, die aus drüsenbildenden Epithelzellen entstehen. Drüsige Tumoren weisen häufig auf eine Herkunft aus sekretorischen Epithelien hin und zeigen unter dem Mikroskop röhrenartige, azinäre oder alveolare Strukturen.

Synonyms - drüsiges, drüsige, Drüsen, Drüse, drüsige Differenzierung, drüsiges Wuchsmuster, Drüsenstruktur, drüsigen, Drüsenstrukturen
Dyspepsie

Dyspepsie beschreibt unspezifische Oberbauchbeschwerden, die mit Symptomen wie Völlegefühl, Schmerzen, Übelkeit oder Aufstoßen einhergehen. Sie kann funktionell oder organisch bedingt sein.

Ursachen
  • Funktionelle Dyspepsie: Keine nachweisbare organische Ursache, oft mit gestörter Magenmotilität assoziiert
  • Organische Dyspepsie: Magenerkrankungen wie Refluxkrankheit, Gastritis, Ulkus oder Helicobacter pylori-Infektion
  • Medikamente: NSAIDs, Antibiotika oder Eisenpräparate als mögliche Auslöser
Klinische Relevanz
  • Abklärung bei Alarmsymptomen wie Gewichtsverlust, Anämie oder Erbrechen erforderlich
  • Diagnostik durch Gastroskopie, H. pylori-Testung oder Funktionsuntersuchungen
  • Therapie je nach Ursache: Protonenpumpeninhibitoren, Prokinetika oder Ernährungsanpassung
Synonyms - dyspeptische Beschwerden,Dyspeptische Beschwerden
Dysphagie
Dysphagie bezeichnet eine Störung des Schluckvorgangs, bei der das Kauen, Transportieren oder Schlucken von Nahrung und/oder Flüssigkeit erschwert oder schmerzhaft ist. Sie kann funktionelle oder mechanische Ursachen haben und betrifft meist den Oropharynx oder die Speiseröhre.
Klassifikation
  • Oropharyngeale Dysphagie: Störung beim Einleiten des Schluckakts, z. B. bei neurologischen Erkrankungen (z. B. Schlaganfall, Parkinson)
  • Ösophageale Dysphagie: Passageprobleme im Bereich der Speiseröhre, z. B. durch Stenosen, Tumoren, Achalasie
Pathologische Relevanz
  • Chronische Entzündungen (z. B. Refluxösophagitis, eosinophile Ösophagitis)
  • Neoplasien der Speiseröhre (z. B. Plattenepithelkarzinom, Adenokarzinom)
  • Strikturen nach Verätzungen oder Bestrahlung
Klinische Relevanz
  • Leitsymptom bei ösophagealen Raumforderungen
  • Abklärung mittels Endoskopie, radiologischer Schluckdiagnostik oder Manometrie
  • Kann mit Aspirationsgefahr und Malnutrition einhergehen
Synonyms - Schluckstörungen,Schluckstörung
Dysplasie

Dysplasie bezeichnet in der Pathologie eine abnorme Zell- und Gewebestruktur, die eine Vorstufe zu malignen Veränderungen darstellen kann. Sie ist durch unregelmäßige Zellgrößen, abweichende Zellformen, veränderte Zellkerne und eine gestörte Zellarchitektur gekennzeichnet. Dysplasien entstehen häufig in Epithelgeweben und werden nach Schweregrad eingeteilt (leicht, mittel, schwer). Sie sind oft reversibel, können jedoch bei fortschreitender Veränderung zu einer präkanzerösen Läsion und letztlich zu einem Karzinom führen. Dysplasie ist daher ein wichtiger Befund in der Früherkennung von Krebserkrankungen.

Synonyms - dysplastische, dysplastisch, dysplastisches