Stuhluntersuchung
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Stuhluntersuchung bezeichnet die diagnostische Analyse von Fäzes zur Beurteilung von gastrointestinalen Erkrankungen. Sie dient dem Nachweis von pathogenen Mikroorganismen, Blutbeimengungen, Verdauungsrückständen, Entzündungsmarkern und Malabsorptionszeichen.
Pathologische Relevanz
- Nachweis von infektiösen Erregern:
Salmonella spp., Shigella spp., Campylobacter jejuni, Yersinia enterocolitica, Clostridioides difficile (Toxin A/B), Escherichia coli (ETEC, EHEC, EPEC, EAEC), Vibrio cholerae, Norovirus, Rotavirus, Adenovirus, Giardia lamblia, Entamoeba histolytica, Cryptosporidium spp., Trichuris trichiura, Strongyloides stercoralis, Taenia spp.; diagnostisch herausfordernd sind v. a. Clostridioides difficile (falsch-negative Toxin-Nachweise bei intermittierender Ausscheidung), Yersinia (langsames Wachstum), Strongyloides (geringe Larvenzahl), Entamoeba histolytica (Unterscheidung von E. dispar nur molekular), Spirochäten (PCR, Kultur schwierig).
- Erkennung von okkultem Blut im Rahmen der Darmkrebsvorsorge.
- Diagnostik von chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen durch Calprotectin-Bestimmung.
- Identifikation von Parasiten oder Wurmeiern (z. B. bei Reisediarrhö).
- Beurteilung von Malabsorptionssyndromen über Fett- oder Elastasegehalt.
- Mikroskopie: Nachweis von Parasiten, Wurmeiern, Leukozyten oder unverdauten Nahrungsbestandteilen.
- Kultur: Isolierung und Identifikation bakterieller Erreger.
- Antigennachweis: Schnelltests z. B. auf Clostridioides difficile-Toxine oder Viren (z. B. Norovirus).
- Molekularbiologie: PCR-Panel zur Detektion multipler Erreger.
- Immunchemie: Quantitativer Nachweis von Calprotectin oder Hämoglobin (fäkal okkultes Blut).
Indikationen
- Akute oder chronische Diarrhö.
- Abklärung von gastrointestinalen Beschwerden wie Schmerzen, Flatulenz oder Steatorrhö.
- Therapiekontrolle bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen.
- Koloskopie-Screening: Nachweis von fäkalem okkultem Blut (iFOBT).
Diagnostische Grenzen
- Einmalige Stuhluntersuchungen können intermittierende Erregerausscheidung übersehen.
- Empfehlung zur Untersuchung von drei Stuhlproben an verschiedenen Tagen bei Parasitenverdacht.
Synonyms -
Stuhldiagnostik
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Systemisch
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Systemisch beschreibt in der Medizin Prozesse, Wirkungen oder Erkrankungen, die den gesamten Organismus oder mehrere Organsysteme betreffen, im Gegensatz zu lokal begrenzten Erscheinungen.
Verwendung in der Medizin
Abgrenzung
- Lokal: Wirkung oder Pathologie auf einen umschriebenen Bereich begrenzt (z. B. lokale Infektion, topische Therapie).
Synonyms -
systemische,systemisches,systemischer
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Tenesmus
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Tenesmen sind schmerzhafte, imperativ auftretende Entleerungsdränge des Rektums oder der Blase, oft mit unvollständiger Entleerung und krampfartigen Schmerzen.
Ursachen
Pathophysiologie
- Reizung sensorischer Nerven durch Entzündungen oder Tumoren
- Spastische Kontraktionen der Rektum- oder Blasenmuskulatur
Klinische Relevanz
- Leitsymptom entzündlicher Darmerkrankungen
- Abklärung bei anhaltenden oder blutigen Tenesmen
- Therapie richtet sich nach der Ursache (z. B. Entzündungshemmung, Spasmolytika)
Synonyms -
Tenesmen
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Tetracyclin
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Tetracyclin ist ein bakteriostatisches Breitbandantibiotikum aus der Gruppe der Tetracycline. Es hemmt die bakterielle Proteinsynthese durch Bindung an die 30S-Untereinheit des Ribosoms und wirkt gegen eine Vielzahl von grampositiven und gramnegativen Bakterien sowie intrazelluläre Erreger.
Wirkmechanismus
- Reversibel bindend an die 30S-Ribosomen-Untereinheit, blockiert die Anlagerung der tRNA
- Hemmt die bakterielle Proteinsynthese und verhindert weiteres Wachstum
- Wirkt gegen Chlamydien, Mykoplasmen, Rickettsien, Borrelien und einige gramnegative Bakterien
Indikationen
- Atypische Pneumonien (z. B. Chlamydien, Mykoplasmen)
- Borreliose, Brucellose, Rickettsiosen
- Akne und Rosazea (langfristige Anwendung möglich)
- Helicobacter-pylori-Eradikation in Kombinationstherapie
Resistenzen und Besonderheiten
- Resistenzentwicklung durch Effluxpumpen oder Ribosomenmodifikation
- Orale Bioverfügbarkeit durch Kalzium, Magnesium, Eisen gehemmt → keine Einnahme mit Milchprodukten
- KI: Schwangerschaft, Kinder < 8 Jahre (Zahnverfärbungen, Wachstumsstörungen)
Besondere Hinweise
- Häufige Nebenwirkungen: Gastrointestinale Beschwerden, Photosensibilität
- Seltene schwere Nebenwirkungen: Lebertoxizität, Pseudotumor cerebri
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Tight Junction
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Tight Junctions ( Zonula occludens) sind zelluläre Verbindungsstrukturen, die Epithel- und Endothelzellen eng miteinander verbinden und eine selektiv durchlässige Barriere zwischen Zellkompartimenten bilden. Sie befinden sich am apikalen Pol der Zellen und regulieren den parazellulären Transport.
Struktur und Bestandteile
- Transmembranproteine: Claudine, Occludine, JAMs (Junctional Adhesion Molecules)
- Zytoplasmatische Adapterproteine: ZO-1, ZO-2, ZO-3 – verbinden Tight Junctions mit dem Aktin-Zytoskelett
Funktion
- Barrierefunktion: Kontrolle des parazellulären Durchtritts von Wasser, Ionen und Molekülen
- Polaritätskontrolle: Aufrechterhaltung der funktionellen Trennung zwischen apikaler und basolateraler Zellmembran
- Signalübertragung: Beteiligung an Zell-Zell-Kommunikation und Gewebehomöostase
Pathologische Relevanz
- Störung der Tight Junctions spielt eine Rolle bei entzündlichen Darmerkrankungen, Tumorinvasion und Blut-Hirn-Schranken-Störungen
- Verlust oder Umverteilung von Claudinen oder Occludinen kann zur erhöhten Permeabilität und Gewebeschädigung führen
Synonyms -
tight junctions,Zonula occludens
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TMB
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TMB ( Tumor Mutational Burden) bezeichnet die Anzahl somatischer Mutationen pro Megabase (Mut/Mb) im Tumorgenom. Ein hoher TMB korreliert mit einer erhöhten Tumorantigen-Belastung und kann die Immunogenität des Tumors beeinflussen.
Pathologische Relevanz
- Hoch-TMB (TMB-H): Tumoren mit vielen Mutationen können mehr Neoantigene exprimieren, was sie anfälliger für Immuntherapie macht.
- Niedrig-TMB (TMB-L): Tumoren mit wenigen Mutationen zeigen oft eine geringere Immunantwort.
- Krebserkrankungen mit häufig hohem TMB: Melanom, Lungenkarzinome, Blasenkarzinome, MSI-H-Tumoren.
Diagnostik
- Bestimmung mittels Next-Generation-Sequencing (NGS).
- TMB-Werte variieren je nach Panelgröße und Methode (häufig Cutoff: ≥10 Mut/Mb für TMB-H).
- TMB kann mit PD-L1-Expression oder MSI-Status kombiniert werden.
Therapeutische Relevanz
Synonyms -
tumor mutational burden
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TMPRSS2
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TMPRSS2 (Transmembrane Protease, Serine 2) ist ein Gen auf Chromosom 21q22.3, das für eine transmembrane Serinprotease kodiert. Es wird androgenreguliert und ist vor allem in der Prostata exprimiert.
Funktion
TMPRSS2 aktiviert Proteine durch proteolytische Spaltung und beeinflusst physiologische Prozesse. Seine genaue Rolle in der Prostata wird weiter erforscht.
Bedeutung bei Prostatakrebs
- Fusionen zwischen TMPRSS2 und Genen der ETS-Transkriptionsfaktor-Familie, insbesondere mit ERG, sind häufig.
- Die TMPRSS2-ERG-Genfusion führt zur Überexpression von ERG und fördert die Tumorentstehung.
- Diese Fusionen sind in etwa 40–80 % der Prostatakarzinome nachweisbar.
Klinische Relevanz
Die Identifizierung der TMPRSS2-ERG-Fusion dient als diagnostischer Marker und könnte für gezielte Therapien genutzt werden.
Synonyms -
TMPRSS2-Gens,TMPRSS2-Gen
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TNF-α
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Tumornekrosefaktor-α (TNF-α) ist ein proinflammatorisches Zytokin, das von Makrophagen, Monozyten und anderen Immunzellen produziert wird. Es spielt eine zentrale Rolle in der Immunabwehr, Entzündungsprozessen und Zellregulation.
Funktion
- Bindet an TNF-Rezeptoren (TNFR1, TNFR2) und aktiviert NF-κB sowie MAPK-Signalwege
- Fördert die Inflammation durch Hochregulation von Adhäsionsmolekülen und Chemokinen
- Induziert Apoptose in Tumorzellen, aber kann in chronischen Entzündungen auch die Tumorprogression fördern
Klinische Relevanz
- Autoimmunerkrankungen: TNF-α ist an der Pathogenese von Rheumatoider Arthritis, Morbus Crohn und Psoriasis beteiligt
- Therapeutische Hemmung: Einsatz von TNF-Blockern (Infliximab, Adalimumab, Etanercept) zur Behandlung chronischer Entzündungen
- Sepsis: Exzessive TNF-α-Freisetzung kann zu einem Zytokinsturm und Multiorganversagen führen
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TNM
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TNM ist ein klassifikatorisches System zur Beschreibung des Ausmaßes von Krebs, das auf drei Hauptkriterien basiert:
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T (Tumor): Bezieht sich auf die Größe und das lokale Ausmaß des Primärtumors. Es wird bewertet, wie groß der Tumor ist und ob er in benachbarte Gewebe eingewachsen ist. Die T-Klassifikation reicht von T0 (kein nachweisbarer Tumor) bis T4 (ein Tumor, der in benachbarte Strukturen eingewachsen ist).
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N (Nodus lymphaticus): Bezieht sich auf das Vorhandensein und die Anzahl befallener regionaler Lymphknoten. N0 bedeutet, dass keine Lymphknoten betroffen sind, während N1, N2 usw. angeben, wie viele Lymphknoten betroffen sind und in welchem Ausmaß.
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M (Metastasen): Bezieht sich auf das Vorhandensein von Fernmetastasen, also Tumorzellabsiedlungen in entfernten Organen oder Geweben. M0 bedeutet keine Fernmetastasen, während M1 auf das Vorhandensein von Metastasen hinweist.
Das TNM-System wird international anerkannt und hilft bei der Stadieneinteilung von Krebserkrankungen, der Planung von Behandlungen und der Beurteilung der Prognose.
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Toxin
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Toxine sind giftige Substanzen, die von Organismen produziert werden und biologische Strukturen oder Funktionen schädigen können. Sie kommen in Pflanzen, Tieren, Pilzen und Mikroorganismen vor.
Arten von Toxinen
- Exotoxine: Von Bakterien aktiv sezernierte Proteine mit spezifischer Wirkung (z. B. Botulinumtoxin, Diphtherietoxin)
- Endotoxine: Bestandteile der äußeren Membran gramnegativer Bakterien (Lipopolysaccharide, LPS), die starke Immunreaktionen auslösen
- Zytotoxine: Schädigen direkt Zellen, z. B. Shiga-Toxin
- Neurotoxine: Wirken auf das Nervensystem, z. B. Tetanustoxin
- Enterotoxine: Beeinflussen den Darm, z. B. Cholera-Toxin
Klinische Relevanz
- Mikrobielle Toxine spielen eine zentrale Rolle in Infektionskrankheiten
- Einige Toxine können gezielt therapeutisch genutzt werden (z. B. Botulinumtoxin in der Neurologie)
- Antitoxine und Impfstoffe bieten Schutz vor bestimmten bakteriellen Toxinen
Synonyms -
Toxine,toxische,toxisches,toxischer
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TP53
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Gen: Tumorsuppressorgen auf Chromosom 17p13.1. Funktion: Kodiert für das p53-Protein, das als "Wächter des Genoms" bezeichnet wird; es reguliert den Zellzyklus, fördert die DNA-Reparatur und induziert Apoptose bei irreparablen Schäden. Lokalisation: Vorwiegend im Zellkern, wo es als Transkriptionsfaktor wirkt.
Erkrankungen
- Li-Fraumeni-Syndrom: Keimbahnmutationen in TP53 führen zu einem erhöhten Risiko für verschiedene Krebsarten, einschließlich Sarkomen, Brustkrebs und Hirntumoren.
- Sporadische Tumoren: Somatische Mutationen in TP53 sind in über 50% aller menschlichen Tumoren nachweisbar und tragen zur Tumorentstehung bei.
Molekulare Merkmale
- Mutationen: Häufig Punktmutationen, die die DNA-Bindungsdomäne betreffen und die Fähigkeit zur Transkriptionsregulation beeinträchtigen.
- Regulation: p53 wird durch MDM2 negativ reguliert; Stresssignale wie DNA-Schäden führen zur Stabilisierung und Aktivierung von p53.
Kurz: TP53 ist ein zentrales Tumorsuppressorgen, dessen Mutationen häufig zur Krebsentstehung beitragen.
Synonyms -
P53, p53, p53-Mutationen
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Trophozoit
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Trophozoiten sind die aktive, teilungsfähige und stoffwechselaktive Form von Protozoen (Einzellern) im Rahmen ihres Lebenszyklus. Sie sind in der Regel die pathogen wirksame Form im menschlichen Wirt.
Biologische Merkmale
- Beweglich (z. B. durch Flagellen, Pseudopodien oder Cilien) und vermehrungsfähig (asexuell durch Zweiteilung).
- Benötigen meist ein feuchtes Milieu, z. B. Darmlumen, Blut oder Gewebe.
- Im Gegensatz zur Zyste sind Trophozoiten nicht überlebensfähig in der Außenwelt.
Medizinische Relevanz
Nachweis
- Direktmikroskopie aus frischem Stuhl, Aspiraten oder Blutausstrichen (z. B. bei Amöben oder Plasmodien).
- Färbungen: z. B. Giemsa bei Plasmodien, Trichrom bei intestinalen Protozoen.
Synonyms -
Trophozoiten
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TTF1
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TTF-1 (Thyroid Transcription Factor 1)
TTF-1 ist ein nukleärer Transkriptionsfaktor, kodiert durch das NKX2-1-Gen auf Chromosom 14q13. Er spielt eine zentrale Rolle in der Differenzierung von Lungen- und Schilddrüsengewebe und dient als immunhistochemischer Marker zur Identifikation bestimmter epithelialer Tumoren. Die Färbung ist nukleär.
- TTF-1-positiv:
- Adenokarzinome der Lunge (TTF-1+, CK7+, Napsin A+)
- Kleinzelliges Lungenkarzinom (TTF-1+, Synaptophysin+, Chromogranin+, CD56+)
- Papilläres und follikuläres Schilddrüsenkarzinom (TTF-1+, Thyreoglobulin+)
- TTF-1-negativ:
- Plattenepithelkarzinome der Lunge (TTF-1-, p40+, CK5/6+)
- Kolorektale Karzinome (TTF-1-, CK20+, CDX2+)
- Mammakarzinome (TTF-1-, CK7+, GATA3+)
- Hepatozelluläres Karzinom (TTF-1-, HepPar-1+, Arginase-1+)
- Urothelkarzinome (TTF-1-, CK7+, CK20+, GATA3+)
Klinische Relevanz
- Hochspezifischer Marker für Lungen- und Schilddrüsentumoren
- Hilfreich in der Differentialdiagnose pulmonaler Adenokarzinome vs. Metastasen
- Kombiniert mit Napsin A zur besseren Sensitivität für Lungenadenokarzinome
Synonyms -
TTF1:, TTF1 +,TTF1-,TTF1:-
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Tumor
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Ein Tumor bzw. eine Neoplasie ist pathologisch eine abnorme Gewebsvermehrung, die durch unkontrolliertes Zellwachstum entsteht. Tumoren können gutartig (benigne) oder bösartig (maligne) sein. Benigne Tumoren wachsen langsam, dringen nicht in umliegendes Gewebe ein und bilden keine Metastasen. Maligne Tumoren hingegen zeigen invasives Wachstum, können in benachbarte Gewebe einwachsen und über Blut- oder Lymphbahnen Tochtergeschwülste (Metastasen) in anderen Körperregionen bilden.
Synonyms -
Tumoren, Tumore, tumorös, Neoplasie
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Tumorheterogenität
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Tumorheterogenität beschreibt die Vielfalt von Zelltypen und Eigenschaften innerhalb eines Tumors (intratumorale Heterogenität) sowie zwischen Tumoren derselben Art bei verschiedenen Patienten (intertumorale Heterogenität). Diese Unterschiede betreffen genetische Mutationen, Zellfunktion, Wachstumsmuster und die Reaktion auf Therapien. Sie ist ein zentraler Faktor für die individuelle Anpassung von Behandlungsstrategien in der Onkologie.
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