Präneoplasie
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Präneoplasien (auch: Präkanzerosen) sind zelluläre oder gewebliche Vorstufen maligner Tumoren mit erhöhtem Entartungsrisiko. Sie zeigen morphologische, molekulare oder funktionelle Veränderungen, die die Entwicklung eines Karzinoms begünstigen können.
Formen
- Obligate Präkanzerosen: Hohe Wahrscheinlichkeit der malignen Transformation (z. B. familiäre adenomatöse Polyposis, M. Bowen)
- Fakultative Präkanzerosen: Geringeres, aber nachweisbares Risiko (z. B. chronisch-entzündliche Schleimhautveränderungen, atypische Hyperplasien)
Beispiele
Pathologische Merkmale
Klinische Relevanz
- Frühzeitige Erkennung und Überwachung essenziell zur Tumorprävention
- Therapie kann medikamentös, endoskopisch oder chirurgisch erfolgen – je nach Risiko und Läsionstyp
Synonyms -
präneoplastische,Präkanzerose,Präkanzerosen,Präneoplasien,präneoplastisch,präneoplastisches,präneoplastische Entwicklung
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Prävalenz
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Prävalenz bezeichnet die Häufigkeit einer Krankheit oder eines Zustands in einer definierten Population zu einem bestimmten Zeitpunkt oder innerhalb eines Zeitraums. Sie gibt an, wie viele Personen in einer Population eine bestimmte Erkrankung haben.
- Punktprävalenz: Anteil der Betroffenen zu einem bestimmten Zeitpunkt
- Periodenprävalenz: Anteil der Betroffenen innerhalb eines definierten Zeitraums
- Lebenszeitprävalenz: Anteil der Personen, die im Laufe ihres Lebens die Erkrankung entwickeln
Klinische Relevanz
- Wichtige Maßzahl für Epidemiologie und Gesundheitsplanung
- Hilft bei der Einschätzung der Krankheitslast in einer Population
- Unterscheidung von Inzidenz, die die Neuerkrankungen in einem Zeitraum beschreibt
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Progesteron
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Progesteron ist ein Steroidhormon aus der Gruppe der Gestagene, das vor allem im Corpus luteum (Gelbkörper) der Ovarien sowie in geringerem Maße in der Nebennierenrinde und Plazenta gebildet wird. Es spielt eine zentrale Rolle bei der Vorbereitung und Aufrechterhaltung einer Schwangerschaft.
Physiologische Funktionen
- Induktion der sekretorischen Umwandlung des Endometriums nach der Ovulation
- Hemmung der Kontraktilität des Myometriums zur Vorbereitung auf eine potenzielle Implantation
- Mitwirkung an der Brustdrüsenentwicklung (zusammen mit Östrogenen)
- Unterdrückung des Hypothalamus-Hypophysen-Gonaden-Achsensignals zur Verhinderung einer weiteren Ovulation
Progesteronrezeptoren
- Wirkt über nukleäre Progesteronrezeptoren A und B (PRA, PRB)
- Rezeptorbindung führt zur Genregulation über hormonresponsible Elemente (HREs)
- Auch schnelle, nicht-genomische Wirkungen über membranständige Progesteronrezeptoren beschrieben
Pathologische Relevanz
- Progesteronrezeptor (PR)-Nachweis: Wichtiger prognostischer und prädiktiver Marker bei hormonabhängigen Tumoren wie Mammakarzinom und Endometriumkarzinom
- PR-positive Tumoren: meist differenzierter, besseres Ansprechen auf antihormonelle Therapie
Therapeutische Anwendung
- Bestandteil vieler hormoneller Kontrazeptiva
- Einsatz in der Lutealphasensubstitution bei assistierter Reproduktion
- Therapie hormonabhängiger Tumoren mit synthetischen Gestagenen (z. B. Medroxyprogesteron)
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Prognose
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In der Medizin bezeichnet Prognose die Vorhersage über den voraussichtlichen Verlauf einer Krankheit und das zu erwartende Ergebnis für den Patienten. Sie basiert auf verschiedenen Faktoren, darunter die Art und das Stadium der Erkrankung, der allgemeine Gesundheitszustand des Patienten, histopathologische Merkmale (wie Differenzierung und Grading bei Tumoren) und Reaktionen auf Behandlungen. Prognosen können in quantitative Maße (z. B. Überlebensraten) oder qualitative Einschätzungen (z. B. Wahrscheinlichkeit von Komplikationen) unterteilt werden und sind wichtig für die Entscheidungsfindung bezüglich der Therapie und der Patientenberatung.
Synonyms -
prognostische, prognostisch, prognostisches
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Progression
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Progression bezeichnet in der Medizin das Fortschreiten einer Krankheit oder eines pathologischen Prozesses im Körper. Bei Krebserkrankungen beschreibt der Begriff das Wachstum und die Ausbreitung des Tumors, also die Zunahme seiner Größe, die Invasion in umliegendes Gewebe und potenziell die Bildung von Metastasen. Die Progression kann auf molekularen, zellulären und klinischen Ebenen beobachtet werden und ist häufig mit einer Verschlechterung der Prognose und dem Übergang zu einem fortgeschritteneren Krankheitsstadium verbunden.
Synonyms -
Tumorprogression
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proinflammatorische Zytokine
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Proinflammatorische Zytokine sind Signalmoleküle des Immunsystems, die entzündliche Prozesse fördern. Sie werden von Immunzellen wie Makrophagen, T-Zellen oder dendritischen Zellen produziert und regulieren die Rekrutierung und Aktivierung weiterer Immunzellen. Diese Zytokine sind essenziell für die Abwehr von Infektionen und Gewebeschäden, können aber bei Überaktivierung chronische Entzündungen und Gewebeschäden verursachen, wie bei Autoimmunerkrankungen, Sepsis oder Tumorentstehung.
Wichtige Beispiele:
Synonyms -
proinflammatorischer Zytokine
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Promotor
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Ein Promotor ist ein DNA-Abschnitt, der die Transkription eines Gens reguliert. Er befindet sich typischerweise stromaufwärts (5'-Richtung) des codierenden Bereichs eines Gens und dient als Bindungsstelle für die RNA-Polymerase und andere Transkriptionsfaktoren.
Funktion:
- Startpunkt der Transkription: Bestimmt, wo die RNA-Polymerase die RNA-Synthese beginnt.
- Transkriptionsrate: Regelt, wie häufig ein Gen transkribiert wird.
- Spezifität: Interagiert mit spezifischen Transkriptionsfaktoren, die zell- oder umgebungsspezifische Genexpression ermöglichen.
Aufbau:
- TATA-Box: Eine konservierte Sequenz (~25 Basenpaare vor dem Startpunkt), die die RNA-Polymerase positioniert.
- Regulatorische Elemente: Bindungsstellen für Aktivatoren oder Repressoren, die die Genexpression modulieren.
Promotoren spielen eine zentrale Rolle in der Genregulation und sind in der Pathologie relevant, da Mutationen oder epigenetische Modifikationen im Promotorbereich die Genexpression stören und zu Krankheiten wie Krebs führen können.
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Prostaglandin
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Prostaglandine sind biologisch aktive Lipidmediatoren, die zur Gruppe der Eikosanoide gehören. Sie werden enzymatisch aus Arachidonsäure durch die Cyclooxygenase (COX)-Enzyme gebildet und wirken über spezifische G-Protein-gekoppelte Rezeptoren auf vielfältige physiologische und pathophysiologische Prozesse.
Molekularer Ursprung
- Ausgangssubstrat: Arachidonsäure (C20:4, mehrfach ungesättigte Fettsäure)
- Enzyme: COX-1 (konstitutiv) und COX-2 (induzierbar bei Entzündung)
- Zwischenprodukt: Prostaglandin H2 (PGH2) – wird zu verschiedenen Prostaglandinen (z. B. PGE2, PGD2, PGF2α, PGI2) weiterverarbeitet
Funktion und Wirkung
- PGE2: Entzündungsfördernd, fiebererzeugend, schmerzsensibilisierend, Förderung der Schleimproduktion im Magen
- PGI2 (Prostazyklin): Vasodilatation, Hemmung der Thrombozytenaggregation
- TXA2 (Thromboxan A2, aus PGH2): Vasokonstriktion, Förderung der Thrombozytenaggregation
Klinische Relevanz
- Entzündung: Prostaglandine sind zentrale Mediatoren bei Entzündungsreaktionen und Zielstruktur für NSAR (z. B. Ibuprofen, Diclofenac)
- Gastrointestinaltrakt: Schutz der Schleimhaut durch PGE2 – Hemmung (z. B. durch NSAR) kann Ulzera fördern
- Therapeutisch: PGE1-Analoga wie Misoprostol bei Ulkusprophylaxe oder zur Geburtseinleitung
Synonyms -
Prostaglandine,Prostaglandinsynthese
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Prostaglandin E2
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PGE2 (Prostaglandin E2) ist ein bioaktives Lipid aus der Gruppe der Prostaglandine, das aus Arachidonsäure über die Cyclooxygenase-Enzyme (COX-1 und COX-2) gebildet wird. Es wirkt über spezifische E-Prostanoid-Rezeptoren (EP1–EP4) und entfaltet vielfältige Funktionen im Gewebe.
Funktionelle Wirkungen
- Entzündung: Proinflammatorisch, verstärkt Vasodilatation, Schmerz und Ödembildung.
- Schleimhautprotektion: Fördert Schleim- und Bikarbonatsekretion im Magen, schützt vor Ulzera.
- Fieberinduktion: Wirkt im Hypothalamus fiebererzeugend.
- Immunmodulation: Reguliert T-Zell-Antworten, wirkt teils immunsuppressiv.
- Tumorbiologie: Fördert Angiogenese, Zellmigration und Immunevasion in Tumoren (v. a. über COX-2).
- Fortpflanzung: Stimuliert die Zervixreifung und Wehentätigkeit; PGE2 wird klinisch zur Geburtseinleitung eingesetzt (z. B. Dinoproston).
Pathologische Relevanz
- Erhöhte PGE2-Spiegel bei chronischer Entzündung, z. B. Colitis ulcerosa, Arthritis.
- Überexpression durch COX-2 in verschiedenen Karzinomen, u. a. Kolon-, Mamma- und Lungenkarzinom.
Therapeutische Relevanz
- COX-Hemmer (NSAR, COX-2-Selektiva): Reduzieren PGE2-Synthese zur Entzündungshemmung und Schmerzlinderung.
- PGE2-Analoga: Misoprostol zur Ulkusprophylaxe oder Geburtseinleitung.
Synonyms -
PGE2,PGE-2,Prostaglandin-E2
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Proteinverlustsyndrom
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Proteinverlustsyndrom (auch protein-losing enteropathy, PLE) bezeichnet einen pathologischen Zustand, bei dem es durch gesteigerte intestinale Abgabe oder verminderten Rückhalt zu einem übermäßigen Verlust von Plasmaproteinen über die Schleimhäute des Magen-Darm-Trakts kommt. Dies führt zu Hypoproteinämie, insbesondere Hypoalbuminämie, ohne dass Leber- oder Nierenfunktion primär gestört sind.
- Ödematöse Schleimhaut mit dilatierten Lymphgefäßen (v. a. in Lymphangiektasien)
- Ulzerationen oder chronisch-entzündliche Veränderungen je nach Grunderkrankung
Diagnostik
- Alpha-1-Antitrypsin-Clearance im Stuhl: nicht abbaubares Protein, dient als Marker für enteralen Proteinverlust
- Szintigraphie mit markiertem Albumin (z. B. Tc-99m): Lokalisierung der Proteinverluste
Klinische Relevanz
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proteolytische Enzyme
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Proteolytische Enzyme (Proteasen) sind Enzyme, die Proteine durch Spaltung von Peptidbindungen abbauen. Sie spielen eine zentrale Rolle in physiologischen und pathologischen Prozessen.
Pathologische Bedeutung
- Tumorprogression: Matrix-Metalloproteasen (MMPs) fördern Invasion und Metastasierung
- Gewebezerstörung: Überaktivität von Proteasen in Autoimmunerkrankungen (z. B. Kollagenasen bei rheumatoider Arthritis)
- Infektionen: Bakterielle und virale Proteasen erleichtern Gewebeinvasion und Immunabwehr-Evasion
Klinische Relevanz
- Proteaseinhibitoren als Therapieoption (z. B. MMP-Hemmer, Serpine)
- Marker für Prognose und Therapieansprechen bei Krebserkrankungen
- Zielstrukturen für antivirale Medikamente (z. B. HIV-Proteaseinhibitoren)
Synonyms -
proteolytisch Enzym
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Protonenpumpenhemmer
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Protonenpumpenhemmer (PPI) sind Medikamente, die die Magensaftsekretion durch irreversible Hemmung der H⁺/K⁺-ATPase in den Parietalzellen des Magens reduzieren. Sie gehören zu den wirksamsten Substanzen zur Kontrolle der Magensäureproduktion.
Wirkmechanismus
- Hemmung der H⁺/K⁺-ATPase (Protonenpumpe) in den Belegzellen des Magens
- Reduktion der Magensäureproduktion unabhängig von Stimuli wie Gastrin, Histamin oder Acetylcholin
- Lang anhaltende Wirkung durch kovalente Bindung an die Protonenpumpe
Indikationen
- Gastroösophageale Refluxkrankheit (GERD)
- Ulkustherapie (Magen- und Duodenalulkus)
- Eradikationstherapie bei Helicobacter pylori
- Prophylaxe von NSAR-induzierten Ulzera
- Zollinger-Ellison-Syndrom
Besondere Hinweise
- Langzeitanwendung kann zu Hypergastrinämie führen, was eine Parietalzellhyperplasie und die Bildung von Drüsenkörperzysten verursachen kann.
- Kann die Magenhistologie verändern (z. B. Hyperplasie der ECL-Zellen, reduzierte Säureproduktion)
- Rebound-Hypersekretion nach Absetzen möglich
Synonyms -
PPI,Protonenpumpeninhibitor,PPI-Therapie,Protonenpumpeninhibitoren,PPI
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PSA
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Prostata-spezifisches Antigen (PSA) ist ein glykosyliertes Protein, das von Prostatazellen produziert wird. Es gehört zur Familie der Kallikreine (Kallikrein 3) und spielt eine Rolle bei der Verflüssigung des Ejakulats. PSA ist ein wichtiger Biomarker in der Diagnostik von Prostataerkrankungen, einschließlich Prostatakarzinom und benigner Prostatahyperplasie.
PSA zirkuliert im Blut in zwei Formen: - Freies PSA (fPSA): Ungebundenes, enzymatisch aktives PSA, das etwa 10–30 % des gesamten PSA im Blut ausmacht. -Gebundenes PSA: PSA, das an Proteine wie α1-Antichymotrypsin (ACT) oder α2-Makroglobulin gebunden ist. Diese Form ist enzymatisch inaktiv und macht den größten Teil des PSA im Blut aus.
Diagnostische Relevanz: Das Verhältnis von freiem zu gebundenem PSA (fPSA/tPSA) wird häufig verwendet, um zwischen benignen und malignen Veränderungen der Prostata zu unterscheiden. Ein niedriger fPSA-Anteil (< 20 %) ist oft mit einem erhöhten Risiko für Prostatakrebs assoziiert, während ein höherer Anteil auf benigne Erkrankungen hindeutet.
Synonyms -
PSA-Test,PSA-Wert,PSA-Dichte
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Pseudohypen
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Hyphen und Pseudohyphen
Hyphen und Pseudohyphen sind fadenförmige Strukturen von Pilzen, die mikroskopisch unterschieden werden und diagnostisch bei Mykosen von Bedeutung sind.
Hyphen
- Langstreckige, echte Pilzfäden, bestehend aus septierten oder unseptierten Röhren.
- Typisch für Schimmelpilze (z. B. Aspergillus, Fusarium, Rhizopus).
- Können verzweigt sein (regelmäßig oder unregelmäßig) – wichtig für Differenzialdiagnosen.
Pseudohyphen
- Kettig angeordnete Sprosszellen, die bei der Teilung unvollständig getrennt bleiben.
- Entstehen durch elongierte Sprossung bei Hefepilzen, v. a. Candida albicans.
- Wirken mikroskopisch hyphenähnlich, sind aber morphologisch unregelmäßiger und mit Einschnürungen an den Zellübergängen.
Diagnostische Bedeutung
- Unterscheidung hilfreich bei der Bestimmung von Pilzarten und der Einschätzung invasiver Mykosen.
- Candida albicans bildet sowohl Pseudohyphen als auch echte Hyphen – Hinweis auf Virulenz und Invasion.
- Färbungen wie PAS oder Grocott erleichtern die Darstellung in histologischen Schnitten.
Synonyms -
Pseudohyphe
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Pseudomembranen
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Pseudomembranen sind oberflächliche, gelblich-weiße Beläge aus Fibrin, nekrotischem Gewebe, Leukozyten und Schleim, die sich auf entzündlich veränderten Schleimhäuten bilden. Sie treten in verschiedenen infektiösen und toxischen Krankheitsprozessen auf.
Pathologische Relevanz
- Entstehung durch oberflächliche Nekrose und Exsudation bei starker Schleimhautentzündung.
- Typisch bei:
- Diphtherie (Pharynx, Larynx, Trachea)
- C. difficile-assoziierter Kolitis
- Ischämischer Kolitis
- Infektionen mit Shigellen oder Amöben
- Schichtung aus Fibrin, Zelltrümmern, Entzündungszellen und Schleim.
- Darunter meist ulzerierte oder nekrotische Mukosa.
Klinische Bedeutung
Synonyms -
pseudomembranös,pseudomembranöse,Pseudomembranöse Beläge
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